Georgie Severin
Mein richtiger Name gehört auf kein Belletristik-Cover. Mein Beruf und meine „berufliche Schreibe“ laufen darunter – kein Vergleich zu Romanen, Kurzgeschichten und Gedichten.
Dabei habe ich schon als Kind Schreibwettbewerbe gewonnen. Aber irgendwann geriet die Geschichtenschreiberei in Vergessenheit und der Beruf – der immerhin auch den geschickten Umgang mit Worten erfordert – trat in den Vordergrund.
Erst vor ein paar Jahren gewann das Schreiben wieder an Bedeutung. Erst einmal das berufliche: ich wurde als Lektorin von juristischen und medizinischen Fachbuchverlagen engagiert, bald darauf gebeten, Schulbücher für die berufliche Bildung zu verfassen. Soziologische Studienberichte folgten.
Meine Romane schrieb ich nur für den Privatgebrauch, ebenso wie meine Kurzgeschichten, Essays und Gedichte. Als mein Testleserkreis zunehmend auf Veröffentlichung drängte, erlöste ich, durch den Erfolg einer regelmäßig erscheinenden frechen Kolumne zu meine Berufsalltag mutig geworden, meine Werke aus ihrem Schubladendasein.
Nach einem erfolgreichen Publikumstest kam der erste Verlagsvertrag: »Operation Forever K«, inzwischen im Main Verlag erschienen. Viele andere Texte sind ebenfalls unter Vertrag und harren ihres Erscheinungstermins.
Dass ich queer schrieb, wusste ich bis zum Publikumstest nicht einmal. Ich kannte keine queere Literatur, und Teile bis heute nur in gute und schlechte Texte. Ich schreibe, was mir ein- und gefällt, meist genreübergreifend. Immer muss der Leichtigkeit eines Werkes Tiefe beigemischt sein – das ist mein Eigenanspruch.
Es ärgert mich, wenn Rezensenten vorschnell urteilen – meine Texte wollen sich entwickeln. Sie stellen Klischees und Erwartungshaltungen in den Raum, die – früher oder später – stets gebrochen werden. Auch lustig oder witzig will ich nicht sein, humorvoll dagegen schon.
Ich schreibe sehr bewusst über das Gemeinsame und das Miteinander, ganz Sozialforscherin, dabei auch (!) dem von queeren und nicht-queeren Menschen. Darüber, dass es funktionieren kann, wenn wechselseitige Vorurteile und Klischees offen angesprochen und mit Lachen überwunden werden. So habe ich es bisher erfahren in der wunderbaren Domstadt, aus der ein Großteil meiner Familie kommt. Ich bin eben „Rheinisch by Nature“. Von queeren Freunden werde ich gerne mal als „boo“ (also als boring ordinary other) bezeichnet, gelegentlich unter freundlicher Überlassung des „+“, damit ich nicht als buchstabenlos auffalle.
Ideen für neue Geschichten können mich jederzeit überfallen. Dann allerdings muss ich schreiben und mich dabei leider manchmal ad hoc aus der Wirklichkeit verabschieden. Wenn ich Glück habe, genügt es, am Schreibtisch eine leere Wordseite aufzurufen. Habe ich Pech, passiert es unterwegs. Dann kritzele ich völlig chaotisch in mein Notizbuch, bis die Ideen gesichert sind. Die Notizen arbeite ich dann allerdings sehr akribisch nach. Ist ein Text fertiggestellt, wirken Familie, Freundeskreis und mein Lieblingsprofessor als Testleser. Nach Abarbeitung aller Kritikpunkte ist das Manuskript dann in gute Hände abzugeben – und das passiert immer häufiger.
mit freundlicher Genehmigung.
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