Operation Forever K | Georgie Severin

Leseprobe

›Operation Forever K‹
Georgie Severin

Klappentext:

Vier schwule Männer haben ein Zimmer frei und das mitten in der heißbegehrten Kölner Innenstadt. Sie vermieten es entgegen aller Bedenken an K.

K ist nicht nur eine Frau, sondern auch noch heterosexuell und unverschämt frech. Genau das, was Callum und den drei anderen Männern gerade noch gefehlt hat! Dann verliebt sich K – und scheitert. Kaum fährt sie weg, um sich zu erholen, geht ein ganzer Jahreswechsel schief. Richtig schief. Damit steht für die Jungs endgültig fest: Nie wieder ohne K!

Dank eifrig bedienter Vorurteile vertreiben die Vier fortan jeden Mann, der sich für K interessiert. Die ›Operation Forever K‹ wird zum Erfolgsrezept. Aber kann, und vor allem darf sie das auch bleiben, wo sich doch auch bei den Jungs in Sachen Liebe so einiges tut?

© Georgie Severin

Kapitel 1

Sie sieht aus wie eine Fee«, verkündete Flo.
Callum schüttelte den Kopf. »Also wirklich, Flo. Jetzt übertreibst du aber.«
»Nein, wirklich. Guck selber!« Flo deutete auf die Wartenden unten auf der Straße.
»Lass mal.« Callum winkte ab und gähnte. »Ich mach uns lieber noch mal Kaffee und freue mich unterdessen auf das männliche sexy Unterwäschemodel, das bald das Zimmer neben mir bewohnen wird.«
Chris und Dawide lachten mit ihm, während Flo ungerührt am Fenster stehen blieb und die unten Wartenden einem weiteren prüfenden Blick unterzog. »Keines dabei, Callum.«
Im Hausflur begann es zu rumoren. Der Besichtigungstermin in der großzügigen Altbauwohnung in der dritten Etage der Kölner Innenstadt hatte dutzende Interessenten angelockt. Er fiel mit dem für ihr WG-Zimmer im Stockwerk darunter zusammen, denn die nette Maklerin hatte ihn extra so gelegt. »Machts euren Interessenten leichter, Jungs«, hatte sie lachend gesagt, als Callum sich, formvollendet wie immer, bei ihr hatte bedanken wollen.
Es waren trotzdem nur ein paar wenige Nieten gewesen, die sich die Treppe bis ins zweite Obergeschoss hinaufgetraut hatten, um sich ihren vier potentiellen Vermietern vorzustellen. Die meisten von ihnen waren zwar ebenso queer gewesen wie sie selbst, aber keiner von ihnen hatte auch nur ansatzweise in ihre kleine WG gepasst.
Callum sah zu, wie das Wasser durch den Kaffeefilter in die Kanne tröpfelte, und dachte an Martin. Martin, der sein Freund gewesen war, irgendwann auch einmal sein Partner. Martin, mit dem Chris, Dawide und er einst die WG gegründet hatten. Zwei queere Paare, alle noch Studenten, dazu ihr verrückter Vermieter Theodor, liebevoll Theo genannt. Dank seiner hatte Martins und Callums Freundschaft das Ende ihrer Beziehung überdauert. Und als der weitaus ältere Theo eines Tages hatte ins Heim ziehen wollen, hatten die vier ihm kurzerhand die Wohnung abgekauft, sie umgebaut und das letzte freie Zimmer wenig später an Flo vermietet. Dann hatte Martin plötzlich verkündet für seine Firma ein paar Monate nach Amerika gehen zu müssen. Er war nicht wiedergekommen und hatte sie stattdessen nur aus heiterem Himmel zu seiner Hochzeit eingeladen. Callum, Chris und Dawide waren hingeflogen und hatten mitgefeiert, auch wenn keiner von ihnen mit vollem Herzen dabei gewesen war. Noch auf der Hochzeitsfeier hatte Callum Martin angeboten, dessen Anteil an der Wohnung zu übernehmen, und nun war Martins Zimmer seit geraumer Zeit leer. Zu leer.
Flo hüpfte erneut ans Fenster. »Da ist sie wieder. Wow. Sie sieht sooo süß aus.« Fast verzaubert betrachtete er seine Fee. »Sie geht rein.« Unvermittelt hopste er einen Schritt zurück. »Aaargh! Sie hat mich gesehen, sie hat mich gesehen!«, quiekte er und wedelte dazu, wie üblich, mit seinen Händen. »Was mache ich denn jetzt?« Er trat zurück ans Fenster, hob zögerlich den Arm ein winziges Stück weit über das Fensterbrett und winkte, unsicher und nur so aus dem Handgelenk, nach unten. »Ist die süß!«
»Och, Flo, jetzt is’ aber gut.« Callum grinste und stellte die volle Kaffeekanne vor Dawide auf den Tisch. »Manchmal frage ich mich wirklich, ob du dich schon endgültig für unsere Seite des Ufers entschieden hast.«
Flo zog eine Grimasse. »Du bist gräh-hässlich«, sang er.
»Ich wei-heiß«, sang Callum im selben Tonfall zurück.

Kapitel 2

Du bist dran.« Dawide nickte mit dem Kopf in Richtung Tür.
Callum erhob sich, um den nächsten Bewerber einzulassen.
Doch vor der Wohnungstür stand eine Frau. »Entschuldigung«, bat sie und sah Callum aus ihren großen blauen Augen fragend an.
Flos Fee. Sie musste es sein. Es passte. Vermutlich hatte sie sich in der Etage vertan. »Was soll ich entschuldigen?«
Sie lachte. »Ich habe gelauscht, als die Maklerin oben einem abgelehnten Interessenten erzählt hat, hier unten sei auch etwas zu vermieten. Ich dachte, ich frage mal nach, ob …«
Callum schoss das Blut ins Gesicht. Was nun? Er ging nicht gerade mit seiner Orientierung hausieren. »Äh, ja, also nein, also …«, stammelte er, ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, und rang um die bestmögliche Formulierung einer Antwort.
Hinter ihm erschien ein strahlender Flo. »Natürlich wollten Sie das. Schwer genug, in Köln eine passende Bleibe zu finden.« Er lachte das Wesen vor sich freundlich an. Wie üblich malten seine Hände dabei ganze Bilder in die Luft. »Besonders für Feen.«
»Danke.« Sie lächelte und deutete einen Knicks an.
Flo sah Callum hoffnungsvoll an und zuckte, als er auf dessen eisernen Blick traf, verschnupft mit den Schultern. »Ich fürchte nur, …«
Das Gesicht der Frau verdüsterte sich umgehend. »Schon verstanden. Schon weg, zu groß, zu teuer, nichts für mich.« Sie holte tief Luft und sofort kehrte das freundliche Lächeln auf ihr Gesicht zurück. »Na ja, kann man nichts machen. Danke, jedenfalls.« Sie sah zu Callum zurück, der sich redlich bemühte sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. »Ihnen beiden
»Auf Wiedersehen.« Es kam nur einen Herzschlag zu spät.
Da hatte sie sich schon zum Gehen gewandt. Beim Klang seiner Stimme sah sie zurück, verfehlte die Stufe vor sich, stolperte den Treppenabsatz hinunter und krachte gegen die Wand. »Au, verflucht!« Sie fing sich ab, lehnte die Stirn gegen die Wand und trat wütend dagegen.
»Alles klar?« Flo hüpfte seinerseits die Stufen hinab, bis er bei ihr anlangte. Flo ging niemals, er hüpfte. Absichtlich. »Haben Sie sich wehgetan?«
»Nein!«, versetzte sie patzig. Dann richtete sie sich auf. »Nein. Alles in Ordnung. Ich bin nur … ach was, ich …« Sie hob die Hand, lächelte Flo an und zeigte nach unten in Richtung Haustür. »… ich bin dann mal weg. War einfach nur ein saublöder Tag.« Sie seufzte.
Vorwurfsvoll sah Flo zu Callum hinauf. Tu was! verlangte seine ganze Haltung.
Callum kapitulierte. Flo und sein großes Herz. »Warum kommen Sie nicht rein und trinken eine Tasse Kaffee mit uns? Ich denke, dann können wir Ihren Tag mit einer Erklärung etwas aufhellen.« Er würde sich dabei schon keinen Zacken aus der Krone brechen.

Kapitel 3

Zwei Tassen Kaffee später wünschte sich Callum, er hätte sie eigenhändig zur Haustür hinausbefördert. […]

[Operation Forever K | Datum der VÖ: 08. Juli 2022]

© Text: Georgie Severin; Cover: Marta Jakubowska | Main Verlag
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.
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