27. Juli 2024

Aurelian – Hilfe mein Verlobter ist ein Tsundere und noch dazu meine beste Waffe?! | Yukijah

Leseprobe

›Aurelian – Hilfe mein Verlobter ist ein Tsundere
und noch dazu meine beste Waffe?!‹
Yukijah

Klappentext:

“Dieses Mal muss es klappen!”
Prinz Aurelian von Aquenos ist aufgeregt. Die Angst hat den jungen Meermann fast gänzlich aufgezehrt und wenn ihm die Beschwörung einer magischen Waffe wieder nicht gelingt, wird er sich in ein Monster verwandeln. Nur gut, dass dieses Mal die höchste, die hundertprozentige Vereinigung mit einer Waffe tatsächlich glückt.
Als seine Mutter, Königin von Aquenos, davon erfährt, wird Aurelian obendrein gleich verlobt:
Mit Kayron, dem Schwertmeister von dem Königinnenreich Goldträne.
Die Verlobung soll das angespannte Verhältnis zwischen den beiden Fischwesenreichen verbessern und deshalb sind Aurelian und Kayron gezwungen, sich allmählich aneinander zu gewöhnen.
Aurelian hat damit kein Problem. Kayron jedoch umso mehr.
Ob sie als Team funktionieren, wird sich beim bevorstehenden Turnier und den folgenden Ereignissen zeigen. Dies sind die Abenteuer des Prinzen Aurelian und seiner Waffe Kayron.

In der Welt Aurelians verzehrt die Angst die Herzen der Wesen und verwandelt all jene, die kein passendes, magisches Instrument beschwören können, mit dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr in Angstdiener. Diese sind nur auf das verschlingen der Herzen geeicht. Die Wesen lernten damit umzugehen, aber dennoch stellt die Angst eine ständige, stille Bedrohung dar.

© Yukijah

Dieses Mal muss es klappen. Ich habe nur noch diese eine Chance, bevor es zu spät ist.
Fels, der stumm die Wellen spaltete, ragte neben ihm empor. Es war ein Gebilde mit vielen Etagen und vom Wasser ausgespülten Löchern. Kleinere Fische und Krabbentiere suchten in den unzähligen schwarzen Schlünden nach Schutz. Andere beäugten verhalten, was denn das Fischwesen so geschäftig am Grund des Meeresbodens hin und her scheuchte. Niemand aber wagte es, dem jungen Meermann zu nahe zu kommen.
Auf den ersten Blick wirkte Aurelian einfach nur wie ein blasser Meermann, bei dem vergessen worden war, ihn mit Farben zu bestücken. Doch sahen die Bewohner des Meeres, die ihn beobachteten, genauer hin, konnte er seine Krankheit nicht verbergen. Die Angst, die mit ihren Dienern seit hunderten von Jahren die Welt terrorisierte, hatte ihm die Farben von den Schuppen, Haaren und seiner Haut gefressen. Zurückgeblieben war ein Grauton, der nur von feinen, schwarzen Adern durchzogen wurde. Bewegungen, die geübt sein sollten, waren fahrig und flatterhaft. Wenn er atmete, zitterte selbst das Wasser, das durch seine Kiemen am Hals und an den Seiten seines Oberkörpers strömte.
Stimmen säuselten dem Prinzen zu, prophezeiten ihm seine Wandlung in ein groteskes Geschöpf.
Hört auf damit, murrte Aurelian in Gedanken, atmete tief durch und legte die Muschel an ihren Platz neben einer gelben Koralle mit verzweigten Armen. Jede Bewegung um ihn herum ließ ihn zusammenzucken. Alles, das ihn umgab, wirkte schwarz, grau und als eine Brutstätte der Angst. Aus jedem Winkel, jedem Schlupfloch und selbst hinter jedem kleinen Partikel Plankton könnte sich die finale Portion Panik verstecken, die ihm sein Leben kosten würde. Besonders die aufgeweichten, dürren Gräten, die sich in einem Feld aus Dunkelheit nur zwei Flossenschläge rechts von ihm befanden, streckten immer wieder die durchsichtigen Fasern in seine Richtung.
Einfach nicht hinsehen. Sowas ist normal, sowas kann die Angst nicht nähren.
Aurelian sah zu dem Felsen, welcher Heimat unzähliger Unterwasserwesen war, die ihn ebenso aus tausend Augen fixierten. Selbst die Schar an silbrig glitzernden Sardinen, die eilig an ihm vorbeizogen, waren mehr Fratzen, die ihn verhöhnten als Fische.
Jetzt komm mal runter, das sind nur kleine Fische. Kein Grund, der Angst noch weiter zu verfallen.
Er blickte auf seine Hände.
Wobei … mehr Angst ohnehin meinen Tod bedeutet.
Aurelian schwamm in die Mitte der aufgebauten Formation. Seitdem er ein kleines Fischchen von zwölf Jahren gewesen war, hatte er diese nicht mehr so detailreich aufgebaut. Viel zu verbissen hatte er die Beschwörung geübt und es vollbracht, sie ohne Schnick-Schnack ausführen zu können. Mit nur einem einzigen Problem: Die Waffe, die die höchste Kompatibilität mit ihm haben sollte, war nie erschienen. Dafür aber waren die Lästereien hinter vorgehaltener Hand, die ihn als nativ, dumm und abgehoben, manchmal auch als wahnsinnig bezeichneten, aufgekommen. Schon lange war er nicht mehr Aurelian der schillernde Prinz von Aquenos, sondern Aurelian der Graue.
Der, der sich aus Eitelkeit in den Tod manövrierte. Der, der aus purem Stolz keine Verbindung mit einer Waffe eingehen wollte, die weniger als hundert Prozent Kompatibilität mit ihm erreichte.
Er war Aurelian, der starb, ehe er gelebt hatte.

Der junge Meermann spürte, wie sich etwas in sein Herz krallte und kalte Schauer über seinen Rücken jagte.
Beim Leben nochmal, denk nicht daran! Willst du abkratzen, bevor du’s geschafft hast?
Der Prinz schüttelte den Kopf. Seine ergrauten Haare strichen um seine Schultern, einem Geisternetz gleich, das einen Stein am Grund umschlackerte.
Bestimmt hob er seine Rechte, hielt sie mit gespreizten Fingern und aufgefächerten Schwimmhäuten, die ihm kaum bis zu dem ersten Fingerknöchel reichten, vor sich.
Er schloss die Augen, spürte, wie das Wasser ihn umgab. Alles, das ihn ängstigte, ihn aufschrecken ließ oder ihn gruselte, schob er beiseite. Mit jedem Atemzug zog sich Aurelian mehr und mehr in sich zurück. Er konzentrierte sich auf das Gefühl der Freude, das ihn erfüllen würde, wenn er seine hundertprozentige Waffe beschworen hatte. Mit seinen Sinnen erspürte er den Kern seiner Magie, welcher knapp unterhalb seines Bauchnabels ruhte. Dieser flammte auf, und Magie durchströmte ihn auf den Befehl hin.

»Gerufen durch das Herz, beschworen mit Willen.
Um Angst zu läutern und diese zu stillen.
Rufe ich an, den Part, der mein Gegenstück,
Ob Schwert, ob Schild,
ob schillernd Schmuckstück.
Nahtlose Vereinigung sei das höchstes Ziel,
der Pakt unserer Seelen sei fließend stabil.
Ich, Aurelian, rufe nach dir,
Waffe, mein, erscheine vor mir.«

Hitze schoss in seine rechte Hand, knisternd umspülte die Magie seine Finger, streichelte die kurzen Schwimmhäute zwischen ihnen. Deutlich vernahm er die Macht der hundertprozentigen Beschwörung in sich. Gleißendes Licht erfüllte das Wasser ausgehend von seiner rechten Hand und drang selbst durch seine geschlossenen Lider.
Dieses Licht … kann es sein, dass es funktioniert hat?
Er öffnete die Augen. Und kniff sie sofort wieder zusammen. Nicht der Schein war es, der ihn blendete, sondern die Reflexion dessen auf einem eleganten Rapier mit feiner Klinge, die länger war als die der toten Trainingswaffen, mit denen er ab und an geübt hatte.
[…]
Er spürte ein Ruckeln und Zucken in seiner rechten Hand.
»Du freust dich auch, hm?« Er grinste die Waffe an. Im nächsten Moment entriss sie sich seinem Griff. Das edle Rapier schoss wie ein von einem Fischerboot gejagter Schwertfisch davon. »Nein! HEY, warte!« Aurelian streckte die Hand nach der Waffe aus, wollte sie greifen. Doch ehe er sich versah, war das Rapier aus seinem Blickfeld verschwunden.
»Meine Waffe ist wohl schüchtern … «, dachte der junge Prinz, den Blick auf den Punkt im Meer gerichtet, wo das Rapier verschwunden war. Dann aber umspielte ein breites, fast hämisches Grinsen seine Lippen. »Ach, versuch nur, dich zu verstecken. Ich kann dich jederzeit wieder beschwören.«

 

[Aurelian – Hilfe mein Verlobter ist ein Tsundere
und noch dazu meine beste Waffe?! | Datum der VÖ: 10. November 2021]

© Text: Yukijah | Cover: Yuki Stern und Gabriel Elias
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.
Unbezahlte Werbung.