27. Juli 2024

Robin Cruiser

Bevor ich daran dachte, eigene Geschichten und Romane zu schreiben, hatte ich bereits eine lange Karriere als Leseratte hinter mir. Schon meine Großeltern und Eltern haben ausgesprochen gern viel und schnell gelesen. Ein Glück für mich, dass mein Vater die „Lustigen Taschenbücher“ von Walt Disney gesammelt hat. Denn das, was die Figuren auf den bunten Seiten in ihren Sprechblasen zu sagen hatten, machte mich dermaßen neugierig, dass ich bereits mit 5 Jahren anhand von Comics das Lesen gelernt habe.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Oma mütterlicherseits von Nachbarn und Familie einen ganzen Waschkorb mit guterhaltenen Kinder- und Jugendbüchern für mich zusammengetragen hatte, damit ich nach dem Start in der Grundschule stets etwas zu lesen hatte.

Heute würde man vielleicht von Binge-Reading sprechen, denn im Verlauf der Jahre hatte ich einen enormen Verschleiß an Büchern. Wie gut, dass es meinen Eltern ebenso ging. Wir wurden Mitglieder in der Bibliothek und mir stand damit ein ungeheuer umfangreicher Pool an Lesematerial zur Verfügung. Relativ zügig ließ ich die Kinder- und Jugendbücher hinter mir und las beispielsweise mit 14 Jahren die von meinen Eltern zuvor gelesenen Romane von John Grisham und anschließend diverse Bücher von Stephen King. Noch heute muss ich darüber schmunzeln, dass die Tür des Kleiderschranks bei mir auf jeden Fall stets ordentlich geschlossen sein muss. Die diesem Tick zugrunde liegende Geschichte aus dem Kurzgeschichten-Band „Nachtschicht“ habe ich wohl doch einen Hauch zu früh gelesen …

Aus heutiger Sicht ist es für mich kein Wunder, dass ich nach einer 37-jährigen Laufbahn als Bücherfuchs den Schritt hin zum Schreiben gewagt habe. Doch es brauchte den richtigen Zeitpunkt. Während der ersten zwei Jahre nach meinem Outing hatte ich eine Art Tagebuch geführt. Diese Aufzeichnungen in Verbindung mit aufgehobenen Briefen, Postkarten und sonstigen Unterlagen haben mir dann im ersten Corona-Lockdown ab März 2020 ermöglicht, mein Erstlingswerk „Und wer sagt, dass Schlampen leichter leben?!“ innerhalb weniger Wochenenden in der plötzlich vorhandenen Freizeit am PC zu schreiben. Um vollends in die damalige Zeit abzutauchen, erstellte ich mir vorab eine Spotify-Playlist mit den Titeln, die mich damals eng begleitet hatten (Verlinkung findet Ihr auf meiner Homepage). Musik ist nämlich meine zweite große Leidenschaft.

Der Rest ist Geschichte, denn nun ist mittlerweile Roman Nr. 4 inklusive Cover und Klappentext abgestimmt und wird im Juli 2022 veröffentlicht.

Nach der Zusage vom Verleger ist etwas passiert, das ich schlecht beschreiben kann. Mir sind plötzlich zu den unpassendsten Gelegenheiten Ideen für fiktive Geschichten in den Sinn gekommen, dass ich kaum hinterherkam, sie überhaupt aufzuschreiben. Das Schöne ist, ich habe jetzt eine Vielzahl dieser äußerst groben Handlungsstränge und kann sie nach und nach mit Leben füllen. Das ist Material für die nächsten Jahre. Wie gut, dass ich während der Schulzeit einen Kurs für das Schreiben mit zehn Fingern besucht habe, denn wenn ich mich zum Schreiben an den PC setze, fließen Dialoge und Szenen nur so in die Tastatur. Beim Schreiben höre ich stets Musik und werde nicht müde, zum jeweiligen Manuskript passende Playlists zusammenzustellen.

Was mir dagegen schwerfällt, ist die Einordnung meiner bisherigen Romane in ein bestimmtes Genre. Da die ersten zwei Bücher autobiografisch sind, ist es irgendwie nicht wirklich Gay Romance. Für ein Drama sind mir zu viele explizite Szenen drin. Aber schreibt mal ein Buch über eine Thekenschlampe ohne Sex …! Im ersten fiktiven Roman „Kein Tor ohne Yin & Yang“ geht es um die Qualen, die das Unterbewusstsein in erotischen Träumen ausdrückt. Dumm, wenn das ausgerechnet einem Profifußballer passiert. Da klingt sogar Gesellschaftskritik mit, obwohl die Geschichte auch die eine oder andere Pointe und leidenschaftliche Szenen hat. Entscheidet einfach Ihr, wenn Ihr es im Juni 2022 gelesen habt.

»Wie gut, dass ich während der Schulzeit einen Kurs für das Schreiben mit zehn Fingern besucht habe, denn wenn ich mich zum Schreiben an den PC setze, fließen Dialoge und Szenen nur so in die Tastatur.«
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Mein bislang heimlicher Plan ist, die – zugegebenermaßen männliche – Rosamunde Pilcher der queeren Literatur zu werden. Die Gute wurde aufgrund der fürchterlichen Verfilmungen ihrer schönen Geschichten zu Unrecht belächelt. Mein Lieblingsbuch „Heimkehr“ habe ich bereits so oft gelesen, dass es in der Mitte auseinanderfällt. So habe ich es mir für den E-Book-Reader erneut zugelegt. Euch so mit meinen Geschichten zu begeistern, wäre ein Träumchen.

Text & Bilder © Robin Cruiser;
mit freundlicher Genehmigung.
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