27. Juli 2024

Raik Thorstad

Das Problem mit Vorstellungen ist, dass man sich fragt, wer sie wohl lesen mag – denn seien wir mal ehrlich: Das Interessante sind eigentlich nicht die Erzähler, sondern die Geschichten, die sie zum Besten geben. Jedenfalls will ich das sehr hoffen, denn ich fürchte, mein Privatleben ist relativ langweilig und besteht in weiten Teilen aus der Versorgung von Haus und Garten, der Pflege, der Erziehung und dem Ärgern von Ehemann und Haustieren – in beliebiger Reihenfolge –, eher mageren Sportambitionen, einer Spur Reiselust und ganz viel Medienkonsum in Form von Metal und Netflix.

Hat da gerade jemand gegähnt? Sag ich ja. ;]

Wichtiger dürfte sein, dass Bücher und ich seit frühester Kindheit eine innige Beziehung führen und dass der Gedanke, selbst zu schreiben, für mich immer weniger bewusste Entscheidung als viel mehr natürlicher Prozess war. Doch zu veröffentlichen ist eine ganz andere Kiste und lief für mich jahrelang eher unter:

„Wäre ja schon ziemlich cool, ist nur nicht realistisch.“ Aber siehe da: Manchmal kommt Unrealistisches um die Ecke und beißt einem in den Hintern. Und glaubt mir: Es hat mich heftig und oft gebissen.

Seit meiner ersten Veröffentlichung im Jahr 2011 bin ich praktisch pausenlos damit beschäftigt, verschiedene Ideen und Handlungsstränge im Kopf zu sortieren und wenigstens zu versuchen, sie in Reih und Glied und damit nutzbar aufmarschieren zu lassen.

Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut, und dass ich mich in vielen Untergenres der Gay-Fiction zu Hause fühle, ist auch nicht gerade eine Hilfe. Doch was jetzt nach Gejammer klingt, ist in Wirklichkeit ein Geschenk, dessen ich mir sehr bewusst bin.

Ich darf schreiben, ich darf veröffentlichen, ich darf euch Geschichten erzählen. Was kann man sich Schöneres vorstellen?

»Es gibt Leidenschaften, Verwirrungen, Schmerz, Hürden, die übersprungen werden wollen, Abenteuer, die gemeistert werden müssen [...]«
Wir schreiben queer
Netzwerk queer-schreibender Autor*innen

Manchmal werde ich gefragt, warum ich ausgerechnet Gay schreibe. Eine richtige Antwort habe ich nach wie vor nicht gefunden, höchstens ein paar Theorien. Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass ich – Zeugen zufolge – recht kuhäugig gucke und antworte: „Weil es sich richtig anfühlt.“ Der Rest ist im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte.

Um der neugierigen Seele nun doch ein paar harte Fakten zu hinterlassen: Ich habe zu diesem Zeitpunkt (Stand Oktober 2019) zehn Romane veröffentlicht, Nummer 11 folgt noch dieses Jahr und die Ideen für mindestens drei weitere mopsen sich auf meiner mentalen Festplatte herum.

In meinen Büchern geht es manchmal nach Hamburg, mal in fremde Fantasy-Welten, mal in die Zukunft jenseits des Jahres 3000, mal in die Antike. Es gibt Leidenschaften, Verwirrungen, Schmerz, Hürden, die übersprungen werden wollen, Abenteuer, die gemeistert werden müssen, und als Hauptpersonen mindestens zwei Herren, die sich – gern über die eigenen Unzulänglichkeiten hinweg – in die Arme stolpern. Früher oder später. Manchmal prügeln sie sich auch vorher. Oder hinterher.

In diesem Sinne: Love is a battlefield. Herzlich willkommen. ;]

Text & Bilder © Raik Thorstad;
mit freundlicher Genehmigung.
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