27. Juli 2024

Mike Gorden

Seit meinem Coming-Out Anfang der achtziger Jahre habe ich eine lange, schwulenbewegte Zeit hinter mir. Von LGBTQ* war damals noch nicht die Rede. Deswegen verzeiht meine Wortwahl. Wir hatten damals nicht die Absicht, jemanden zu diskriminieren. Mittlerweile sehe ich das differenzierter. Deswegen verwende ich diesen Begriff auch nur noch für Rückblenden.

Zum Schreiben von Romanen bin ich erst spät gekommen. Ich habe mein ganzes Leben lang geschrieben und getextet, habe mir solch ein großes Projekt aber nicht zugetraut. In den Neunzigern fing ich an, Pornostories zu schreiben, die teilweise auch in einschlägigen Magazinen (Toy und Mr. SM) veröffentlicht wurden. Aus diesen lose zusammenhängenden Geschichten einen Roman zu basteln, habe ich aber seinerzeit nicht geschafft.

2014 – auf einem Urlaub mit Mann und Hunden auf einer französischen Kanalinsel – platzte endlich der Knoten. Wir sponnen damals über einen Kriminalfall herum, der sich auf dieser Insel hätte abspielen können. Die Handlungsfäden, die ich davon aufgeschrieben habe, lagen bis vor einigen Monaten in der Schublade. Aus diesen Fäden ist aber Maurice Belloumi entstanden. Die (schwule) Figur, die mir am meisten ans Herz gewachsen ist und die in meinen beiden Thrillern »Gefahr von der anderen Seite« und »Der gefrorene Urknall« eine zentrale Rolle spielt.

»Ich betreibe nämlich hauptberuflich seit 1997 einen der ältesten, deutschen Online-Shops für Leder, Fetisch, Erotik und BDSM. Gelegentlich haben sich Druckereien geweigert, meine Kataloge zu drucken, aber das ist ja nicht schlimm. Sucht man sich halt jemand anderen.«
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Das Schreiben betreibe ich seitdem als Hobby. Es ist nie zu spät für einen neuen Anfang. In meinen Romanen spielen queere Charaktere Hauptrollen. Ich thematisiere das aber nicht. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, und wer das nicht erträgt, soll von mir aus Rosamunde Pilcher lesen. Mein Leben ist bunt und ich bereue keine Minute, der zu sein, der ich bin.

Ich bin nicht mehr in der queeren Bewegung aktiv, sondern versuche, durch meine Lebensweise anderen zu zeigen, daß wir nichts Besonderes sind, sondern daß man uns einfach so zu akzeptieren hat, wie wir sind. In meiner Nachbarschaft und im Stadtteil klappt das ganz gut. Beruflich war ich selten herausgefordert. Ich betreibe nämlich hauptberuflich seit 1997 einen der ältesten, deutschen Online-Shops für Leder, Fetisch, Erotik und BDSM. Gelegentlich haben sich Druckereien geweigert, meine Kataloge zu drucken, aber das ist ja nicht schlimm. Sucht man sich halt jemand anderen.

Meine Kurzgeschichten sind eher wissenschaftliche Science Fiction. Ich war in einem früheren Leben Chemiker und es macht mir einen Riesenspaß, irgendeine Kleinigkeit im Gefüge des Universums zu ändern und zu schauen, was dann passiert. Ob es nun eine Form von Eis ist, die schwerer ist als Wasser, oder kosmische Signale vom Beginn aller Zeiten. Meine Philosophie beim Schreiben ist es, daß die beste Science Fiction die ist, die man nicht als solche erkennt.

Hauptsächlich schreibe ich aber Thriller mit Elementen von Science Fiction, Mystery und Gay-Romance (Sch…wort!). Meine ersten beiden sind mit je ca. 550 Seiten umfangreich geraten und Teile einer Reihe, an deren Fortsetzung ich bereits arbeite.

Ich werkele derzeit an mehreren Geschichten gleichzeitig. Selbst mein Pornoprojekt aus den Neunzigern fing in den letzten Monaten wieder an zu wachsen. Ich habe die Geschichten in einen Mystery-Thriller eingebettet, der im gleichen Universum stattfindet, in dem auch Maurice Belloumi lebt, und der lose mit der Handlung dort verbunden ist. Einvernehmlicher Sex zwischen Erwachsenen ist etwas Selbstverständliches und ich schäme mich nicht dafür, darüber zu schreiben. Da erschrecken mich die Metzelphantasien mancher Krimiautoren viel mehr.

Ob es Leser gibt, denen ein solch frecher Mix an Genres gefällt und ob es einen Verlag gibt, der sich traut, solch ein Projekt zu begleiten, wird sich zeigen. Bis dato fahre ich aber als Self-Publisher ebenfalls gut.

Wer es bisher noch nicht bemerkt hat: Ich verwende im Wesentlichen alte Rechtschreibung. So what?

Dies ist die Kurzfassung. Mehr zu mir gibt es auf meiner Heimseite und in meinem dort geführten Blog.

Text & Bilder © Mike Gorden, Kerstin Rolfes;
mit freundlicher Genehmigung.
Unbezahlte Werbung.