Jobst Mahrenholz

Zum Schreiben bin ich gekommen, weil ich es wollte. Es war eine bewusste Entscheidung. Also habe ich es gelernt, habe es studiert, mir das Handwerk erarbeitet.

Worte sind das wohl reichhaltigste Werkzeug, welches man sich nur vorstellen kann. So wie sie die empfindsamsten Instrumente sein können, wenn sie nur richtig angewendet werden.

Doch warum schreibt ein Autor?

Ich selbst kann nicht sagen, dass ich es für meine Leser tue. Offen gestanden denke ich beim Arbeiten nicht darüber nach, ob jemandem gefallen könnte, was ich da tue. Es ist mir egal. Diese Frage stellt sich, wenn überhaupt, in dem Moment, wenn ich die Geschichte aus der Hand gegeben habe, wenn sie beim Verlag liegt, kurz vor der Veröffentlichung steht. Dann denke ich an die Lesenden. Bis dahin ist es ein egoistischer Prozess. Ich schreibe für mich selbst.

»Ich lese nicht, schaue nicht fern, ich denke halt nach. Und irgendwann beginnen meine Gedanken zu kreisen, immer intensiver und irgendwann ist da dann ein Stoff, der es lohnt, aufgeschrieben und umgesetzt zu werden.«
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Daher rühren auch meine Themen. Ich schreibe über Begebenheiten, die mir wichtig sind, die Relevanz für mich haben. Ich schreibe nicht, um zu unterhalten – bestenfalls ergibt sich das durch meine Sprache – ich schreibe, weil ich ein Anliegen habe, etwas vermitteln möchte.

Konflikte sind so ein Thema. Ich liebe Konflikte. Und ich lasse es gerne auch zu, einen Konflikt ungelöst stehen zu lassen. Ich finde, das muss man aushalten können. Wer auf Happy Ends angewiesen ist, findet bei mir nicht die passende Lektüre. Wer Entwicklungen und Veränderungen schätzt, wird wiederum fündig.
Entwicklungsromane sind es, die ich schreibe. So würde ich mein Genre beschreiben.

Meine Helden sind queer, ganz so wie ich selbst, eine Tatsache, die jedoch keine tragende Rolle spielt. Zumindest nicht mehr. Eine Beiläufige vielleicht. So, wie es in meinem Leben eben auch nur eine beiläufige Rolle spielt.
Aber Begriffe wie Wahrnehmung, Einsamkeit, Missgunst, Vertrauen werden von mir aufgegriffen und thematisiert. Um sie und ihren Wandel geht es in meinen Büchern.

Wer ist Jobst Mahrenholz? Was bin ich für ein Mensch? Zunächst mal ein Ernster, mit Humor. Ich bin ein Einzelkind, mit all den enervierenden Eigenschaften, die das so mit sich bringt. Ich koche gerne, bin faul doch intelligent. Aber auch Legastheniker.

Wie man hier lesen kann, bin ich selbstbewusst. Ich reise sehr ungerne und wenn, dann immer an denselben Ort. Ich bin ein politischer Mensch, der daran etwas verzweifelt. Es gibt nur sehr, sehr wenige, die mich anfassen dürfen und überhaupt schätze ich es ungemein, meine Zeit alleine zu verbringen. Das passt natürlich super zum Autoren-Dasein. Dennoch lebe ich seit 32 Jahren in einer vertrauensvollen Beziehung mit meinem Giuseppe, verlier aber auch regelmäßig mein Herz ein wenig, wie gerade wieder geschehen. Ach ja – ich liebe Lakritze und Bier. Und ich würde niemals Bluejeans tragen, oder Hemden mit Taschen.

Wenn ich schreibe, dann sitze ich entweder vor einer Glastür und schaue auf ein kleines Theater, oder ich sitze unter einem Birnbaum, in unserem Garten am See und blicke ins Grün. Am liebsten schreibe ich jedoch in Campiglia. Italien, auf einer steinernen Terrasse, blicke über die Dächer des Ortes aufs Meer hinaus – und natürlich auf meinen Bildschirm. Ich arbeite an einem Lenovo Think Pad. Immer. Das ist mein Werkzeugkasten.

Wenn ich nicht schreibe, vielleicht, weil ein Buch abgeschlossen ist, oder ich einfach nicht weiter weiß, dann denke ich nach.

Denken ist quasi mein Hobby. Nichts Hochtrabendes, überbordend Anspruchsvolles, aber ich lasse meine Gedanken wandern. Ich lese nicht, schaue nicht fern, ich denke halt nach. Und irgendwann beginnen meine Gedanken zu kreisen, immer intensiver und irgendwann ist da dann ein Stoff, der es lohnt, aufgeschrieben und umgesetzt zu werden.
Für ein Buch brauche ich etwa ein Jahr. Ich bin eine Schnecke.

Vielleicht noch kurz ein Satz dazu, warum all meine Geschichten in Italien spielen. Nun – das ist einfach. Ich mache mir das Privileg zunutze, mich als Schreibender gedanklich da aufzuhalten, wo ich mich am wohlsten fühle, und das ist nun mal Italien und nicht Deutschland. Italien kann ich spüren. Deutschland ist mir eher fremd.

Komisch, nicht wahr?

Text & Bilder © Jobst Mahrenholz;
mit freundlicher Genehmigung.
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