Vampirjagd – Das Phantom mit der goldenen Maske | E.A. Vianden

Leseprobe

›Vampirjagd – Das Phantom mit der goldenen Maske‹
EA Vianden

Klappentext:

Ein Mord erschüttert die Vampirgemeinschaft.” Aha. Eigentlich nicht mein Problem. Morde kommen bei uns dauernd vor. Was gehen mich auch die Machenschaften der anderen Vampire an? Sie sind alle durchtrieben und egoistisch. Wären da nicht zwei Tatsachen, die außergewöhnlich sind, würde mir das ziemlich am Allerwertesten vorbeigehen. Aber zum einen war der Mord grausam und beinahe rituell und zum anderen bin ich Mitglied der Vampirregierung. Natürlich – wie sollte es anders sein – werde ich irgendwie in diesen Mordfall hineingezogen. Eigentlich habe ich gerade genug andere Dinge zu tun. Wie zum Beispiel ein neues Haus finden, nachdem ich halb Hamburg bei so einer Sache abgeschlachtet habe. Und dann ist da noch dieser Mensch, der mir den Kopf verdreht…

© EA Vianden

Sonne. Viel zu grell. Ich hasse Sonne. Wir alle hassen Sonne. Warum? Keine Ahnung. Sie blendet und macht schwach. Meine Kraft ist nicht so da wie in der Nacht.
Ich fuhr mein schwarzes Porsche 911 Cabrio in die Tiefgarage von Adams Haus. Noch immer missmutig wegen der morgendlichen Störung, schlurfte ich in den Lift, drückte den Knopf zum Penthouse und gab den 7-stelligen Sicherheitscode ein, mit dem ich direkt in Adams Wohnung landete, ohne mich vorher beim Concierge anmelden zu müssen.
Mit einem ›Ping‹ öffnete sich die Aufzugtür und ich stand mitten im Chaos. Mich empfing ein Gestank wie in einem Pumakäfig. Das weiträumige Wohnzimmer war über und über mit Klamotten, leeren Flaschen, hier und da einem Aschenbecher und Unmengen an Gläsern bedeckt. Eine Palme stand im Flügel und ich war mir sicher, dass die riesige Ledercouch einst weiß war. Ich kramte in meiner Erinnerung, ob es letzte Nacht auch schon so ausgesehen hatte, als ich nach Hause gefahren war. Unsicher. Auf jeden Fall schienen wir es ordentlich krachen gelassen zu haben.
Auf der Schwelle zur Dachterrasse, die genau gegenüber des Fahrstuhls einen wunderbaren Blick über die Stadt bot, lag halb im Wohnzimmer, halb auf dem steinernen Terrassenboden, ein dunkelhäutiger Mann. Blutüberströmt. Ich ging zu ihm hin und fühlte den Puls. Tot. Fred. Glaubte ich. Die Erinnerungen waren noch zu undeutlich.
Ich sah mich um, die Hände in die Hüften gestützt. Links war die offene Pantryküche. Hinter dem Tresen lugten Beine hervor. Ich ging in die Hocke. An einem Fuß ein High-Heel. Lucy. Oder Rebecca? Ich erinnerte mich, dass Fred geschrien hatte wie ein japanisches Schulmädchen, als er bemerkte, dass sie tot war. Ich kicherte. Junkies. Witziges Völkchen. Dachten die ganze Zeit, sie wären auf irgendeinem abgefahrenen Trip.
Ich ging ins Schlafzimmer. Ich musste bei dem Anblick, der sich mir bot, als ich die Tür öffnete, laut lachen. Adam lag nackt auf seinem riesigen Himmelbett. Zusammen mit einem Mann und einer Frau. Ebenfalls unbekleidet. Ich bin mir nicht sicher, ob er in seinem Zustand den Akt noch hatte vollziehen können, geschweige denn mit zweien gleichzeitig, aber das war typisch für ihn. Wozu sich für ein Geschlecht entscheiden?
Ich weiß nicht, was mich mehr amüsierte. Das monströse Gemächt, auf das jemand einen Smiley gemalt hatte, oder der Mädchenslip auf seinem Kopf. Waren die beiden tot oder hatte er sie zum Vögeln mit ins Bett genommen?

Ich griff nach einem eleganten Herrenschuh, der achtlos weggeworfen vor mir lag. Ich zielte – und traf. Mitten auf die Stirn. »Au! Scheiße, Mann! Bist du bescheuert?«, er schreckte hoch und sah sich verstört um, bevor er mich wirklich bemerkte, während er sich die Hand an die getroffene Stelle hielt.
Ich kugelte mich. Die beiden Grazien bewegten sich etwas. Also nicht tot. Noch nicht.
»Was soll das denn? Wie spät ist es? Was willst du hier?«
»Ich brauche deine Hilfe. Komm, zieh dich an. Es ist Viertel nach Mirdochegal.«
»Scheiße, Alter, ich hab zu tun, siehst du das nicht?«
»Dann mach das weg und komm mit«, sagte ich und deutete ungehalten auf die beiden Spielgefährten.
Irgendwas in meiner Stimme bewegte ihn wohl dazu, zu grummeln, aufzustehen und ins Wohnzimmer herüberzuschlurfen. Er dachte nicht einmal im Traum daran, sich etwas anzuziehen. Mit einer ausladenden Handbewegung wischte ich einigen Unrat von einem Sofa weg und wir setzten uns.
»Also, Majestät, was gibt es, dass ich zu dieser scheiß frühen Zeit antanzen darf?«
Ich erzählte von den Handwerkern und meinem Problem. Er war gleichermaßen entsetzt und versprach mir ernst, sich sofort mit mir auf die Suche zu begeben. Er kannte die Stadtteile besser als ich, daher war ich für seine Hilfe dankbar.
Ich gab ihm etwas Zeit für eine Dusche.
»Willst du auch? Du siehst reichlich zerknittert aus«, fragte er, als er erfrischt wie der junge Frühling herauskam. Ich willigte gerne ein. Wasser hat eine unglaublich regenerierende Wirkung auf uns.
»Rufst du die Cleaner an? Das Chaos hier sollte vielleicht noch beseitigt werden«, sagte ich, während ich mich auszog. Wir unterhielten uns weiter, als ich nun duschte. Scham kannten wir beide nicht. Zu viel hatten wir gemeinsam erlebt. Und nein, wir waren noch nie in der Kiste. Wir waren gegenseitig nicht unser Typ. Just best friends. Aber Sex? Yark! Never!
»Was geschieht mit deinen beiden Spielzeugen? Genug gespielt?«
»Ja. Das war langweilig geworden. Die sind so mächtig drauf, da ging nichts mehr. Willst du?«
»Nein, ich muss noch fahren und ein Haus kaufen.«
»Also einfach so töten?«
»Ausnüchtern und Doggy-Bag?«, schlug ich sarkastisch vor. »Die fangen an zu schreien, wenn die Cleaner kommen.«
»Auch wieder wahr. Ist deine Wohnung nicht schalldicht?«
»Hmm… Es wäre eigentlich eine Schande, sie laufen zu lassen, wo sie schon hier sind. Ich geb den Cleanern Bescheid, sie sollen sie aufbewahren und ausnüchtern lassen.«
Äh… Du wunderst dich vielleicht über den Dialog. Ich sollte vermutlich ein paar Sachen aufklären. Zunächst einmal: Wir sind Vampire…

[Vampirjagd – Das Phantom mit der goldenen Maske
Datum der VÖ: 20. Januar 2022]

© Text: EA Vianden | © Cover: Martin Gancarczyk
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.
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