Behind the scenes – Dunkle Geheimnisse | E.M. Holland
Leseprobe
›Behind the scenes – Dunkle Geheimnisse‹
E.M. Holland
Nach einer gemeinsamen Nacht trifft er Jayden per Zufall erneut in einer Bar und Alex beginnt eine heiße Affäre mit dem Mann, von dem er nichts als seinen Vornamen kennt. Je näher sich die beiden kommen, desto tiefer werden die Gefühle.
Doch mit seinem wachsenden Erfolg taucht Alex immer tiefer ein in eine Welt voller Machtspielchen, Intrigen und Personen, die nicht das sind, was sie vorzugeben scheinen. Bald schon wird Jaydens Identität zur Zerreißprobe und die Karriere, für die Alex so hart gearbeitet hat, steht auf dem Spiel.
Gut, das wäre alles für heute“, beendete sein Gegenüber das Gespräch. Es war mehr ein Monolog gewesen, dem er mit ausdrucksloser Miene gelauscht hatte. Das Angebot war nicht schlecht, doch er würde nicht zusagen. Das tat er nie. Sie würden auf seine Antwort warten.
„Ich bedanke mich für Ihre Zeit, Mr. Bennett. Wir würden uns sehr über eine positive Nachricht freuen“, fügte dieser noch hinzu.
Leere Worte. Sie wollten seine Zusage, denn das würde ihnen Geld bringen, viel Geld. Das teure Abendessen, die Aufmachung – alles, um seine Gunst zu gewinnen. „Ich melde mich“, erwiderte er in der kühlen Haltung, für die er bekannt war. Sein Gegenüber nickte nur und verabschiedete sich, da ihm klar war, dass er nicht mehr zu hören bekommen würde.
„Was denkst du, Tony?“, fragte er seinen Assistenten.
Anthony Horan, ein Mann, der – seit er in die Firma eingestiegen war – für ihn arbeitete, schaute nachdenklich auf sein Glas. Jayden konnte ihm vertrauen, das hatte er in den letzten acht Jahren unter Beweis gestellt. „Ich bin unsicher.“
Er ist gut. Sein Assistent hatte einen Scharfsinn, den Jayden mochte. Mit Dreißig war er bereits der Direktor der Dream Inc., einer der mächtigsten Entertainment-Firmen, die in allen Sektoren ihre Finger im Spiel hatte. Diesen Sitz hatte er nun seit drei Jahren inne. Er hatte ihn nicht durch lieb zureden erhalten, sondern durch Strategie und Kalkül. Jayden Bennett hatte diese Firma auf Vordermann gebracht; in die Stellung, in der sie heute war. Er hatte die faulen Stellen entfernt, habgierige Intendanten und nutzlose Nutznießer abgestoßen. Nun hielt er die Zügel in der Hand.
„Er ist nicht schlecht, dennoch …“ Tony hatte seine Zweifel, dass er das grundlegende Talent hatte. „Es scheint viel Werbung und Trubel um ihn herum, doch dahinter steckt eher sein Sponsor.“ Tatsächlich war Tony jemand anderes ins Auge gestochen – ein Schauspieler, der nur eine Nebenrolle hatte. Dessen Ausstrahlung und Interpretation der Rolle war anders, erfrischend. Es war nicht aufgesetzt und das Feedback, das er eingeholt hatte, war positiv. Ein bodenständiger junger Mann, dem nicht das Ego gepudert wurde.
Jayden stimmte ihm zu. Allan Jackson wurde gut verkauft, doch das war Fassade. Der Schauspieler hatte versucht, einen Termin mit ihm zu bekommen. Es war deutlich, dass er einen besseren Sponsor wollte. Wie viele streckte er die Hände nach einem Goldtopf aus, der für sie nicht erreichbar sein würde. Auch wenn sie ihre Körper anboten: Er war nicht interessiert. Man konnte Jayden Bennett damit nicht locken.
„Geh nach Hause, Tony. Wir sehen uns morgen.“ Sein Assistent nickte und verabschiedete sich, während er sich an die Bar des Hotels setzte und auf die andere Straßenseite blickte. Dort war einer der exklusivsten Clubs der Stadt und eine Privatparty im Gange, zu der er ebenfalls eingeladen worden war. Selbstverständlich war er nicht gegangen, denn er konnte auf die Alkohol- und Drogenexzesse verzichten. Dort wurden Drogen und Körper feilgeboten, eingetauscht gegen falsche Versprechungen oder ein bisschen Ruhm. Falsche Gesichter und Worte. In seiner Hand schwenkte er ein Glas mit Whiskey, das er noch zu genießen dachte.
Seine Augen wanderten zu dem Hintereingang, wo ein junger Mann stand, der offensichtlich auf ein Taxi wartete. Jemand, der sich nicht verschachert hat. In einem Zug trank er aus und ging. Mit dem Mantel in der Hand verließ er die Lobby und lief zum Ausgang. Sein Fahrer Bobby würde in wenigen Minuten eintreffen.
Der junge Mann stand noch immer auf der anderen Straßenseite.
Seine Wangen waren leicht gerötet. Die Taxis schienen nicht auf seiner Seite zu sein. Vielleicht sollte er ihm sagen, dass sie vor dem Haupteingang hielten und er hier versauern würde. Doch warum sollte er? Er kannte den Mann nicht, hatte nichts mit ihm zu tun.
Sein Handy vibrierte. Bobby steckte im Stau und das um die Uhrzeit. Es schien einen Unfall gegeben zu haben, der die Straßen verstopfte. Vielleicht sollte er sich ein Zimmer in dem Hotel nehmen?
Als er aufblickte, sah er in grüne Augen. Solch ein Grün hatte er noch nie gesehen. Die Augen waren mandelförmig, was ihnen einen sinnlichen Touch verlieh. Der junge Mann hatte ein attraktives Gesicht, das seinem Typ entsprach. Was ihn jedoch in diesem Moment reizte, war der Blick. Keine Gier, keine Dollarzeichen. Nicht die dunklen Begierden, mit denen er oft angeschaut wurde. Dieser Fremde rieb sich einfach nur die Hände und lächelte.
***
Jemand, der mein Schicksal teilt. Alex stand bereits geschlagene zwanzig Minuten hier und das Taxi kam nicht. Er hatte erwogen, wieder in den Club zu gehen, aber er zögerte. Als er in die dunklen Augen schaute, hielt er inne. Der Mann vor ihm hatte schwarze Haare, die er zurückgegelt hatte, und er trug einen Anzug, der nach Geld schrie. Elegant, stilsicher. Doch das, was ihn anzog, war das Gesicht. Männlich, harte Kanten, eine aristokratische Nase und ein kühler Blick.
Hölle. Hatte er zu viel getrunken? Hier stand ein feuchter Traum von Mann. Wenn das ein Porno wäre, würde er ihn mit aufs Hotelzimmer nehmen und vernaschen. Ein Lachen entkam ihm. Idiot. Er rieb sich weiter die Hände und schaute auf die Uhr. Vielleicht sollte er Ryan anrufen. Seine Augen wanderten wieder zur anderen Straßenseite.
Es dauerte nur einen Moment und er verfolgte, wie der Mann die Straße überquerte und neben ihm hielt. Er war eindeutig Material für einen einsamen Abend. Ihre Blicke trafen sich. Die Augen des Fremden waren die eines Jägers. Glühend. „Es gab einen Unfall. Die Taxis kommen nicht durch“, erklang die tiefe Stimme, die eine unvergessliche Nacht versprach. Er sollte Synchronsprecher werden. Er würde jeden Film kaufen, doch Alex war sich sicher, dass es keine waren, die jugendfrei sein würden.
„Danke. Da werde ich mir wohl ein Hotelzimmer suchen.“ Das war nicht wirklich gut, denn das würde er aus eigener Tasche bezahlen müssen.
„Dort drinnen gibt es genügend, die dich einladen würden“, erwiderte der Mann.
Alex schaute auf. „Kann sein, aber ich lass mich nicht kaufen.“ Einen Moment später bereute er es. Wieso sagte er das einem Fremden? Reiß dich zusammen. Seine Finger entsperrten sein Display, damit er nach einem Motel suchen konnte, doch eine Hand legte sich an sein Handgelenk. Seine Augen wanderten nach oben.
„Gut, denn ich werde dich nicht kaufen.“ Die schwarzen Augen schienen ihn zu durchschauen, er versank darin. Es war ein Angebot. Kein aufdringliches, da der Mann zurücktrat. Alex war sich sicher, dass er unter allen wählen konnte. Die Beute kam freiwillig zu dem Jäger, legte sich vor dessen Füße.
Alex war keine Beute, das hatte er sich geschworen. Dann werde ich wohl der Jäger sein. Sein Handy wanderte in die Hosentasche. „Einmalige Sache, keine Verpflichtungen, keine Anrufe, alles anonym.“
War es die richtige Entscheidung? Wieso ging er mit einem Mann, den er nicht kannte, in das Hotel, aus dem dieser gekommen war? Er wusste nicht, wer er war, was er tat, welche Intentionen er hatte, doch was hatte er zu verlieren?
Dieser Fremde würde sicher nicht damit hausieren, dass er mit Alex geschlafen hatte. Sehr wahrscheinlich war er ein Geschäftsmann, der in irgendeiner Firma im Vorstand saß. Sein Gesicht kam ihm nicht bekannt vor, also war er nicht auf der Liste, die Ryan ihm gezeigt hatte.
So folgte er dem Mann ins Hotel, bis sie vor der Hotelzimmertür hielten, die der Fremde mit einer Karte öffnete. Wenn Alex durch diese Tür trat, gab es kein Zurück.
[Behind the scenes – Dunkle Geheimnisse;
Datum der VÖ: 10. Juli 2024]
© Text: E.M. Holland
© Cover: Irene Repp; Deadsoft Verlag
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.
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