Mo Kast

Ich habe vermutlich einen etwas ungewöhnlichen Weg zum Schreiben gefunden: Durch meine Legasthenie. Man hat mir gesagt, die wird besser, wenn ich mehr schreibe.

Da ich schon immer gerne Geschichten erzählt habe, habe ich schließlich beschlossen, dass das eine gute Gelegenheit ist, diese auch mal aufzuschreiben. Mit einem gewissen Erfolg: Von meiner Legasthenie merkt man nur noch selten etwas und ein Leben ohne Schreiben kann ich mir heute nicht mehr vorstellen. Zum Glück brauche ich keinen bestimmten Ort, nur meinen Laptop und ein bisschen Zeit ohne Ablenkung, um beim Schreiben in der Geschichte versinken zu können.

Was meine Inhalte angeht: Auch wenn ich hauptberuflich in der Kreativbranche unterwegs bin, geht es in meinen Geschichten nicht um illustre Fantasiegebilde, sondern um sehr bodenständige Themen: Einfache Alltagsgeschichten über gewöhnliche Leute, häufig mit einer psychologischen Komponente. Was sicher den Hintergrund hat, dass für mich das Spannende am Schreiben die Menschen sind, die man als Autor nach und nach kennenlernt, formt und schließlich real werden lässt. 

Dabei möchte ich nicht über Helden erzählen – darüber gibt es schon viele tolle Geschichten – sondern über die Leute, die ihr Leben nicht gut meistern, die ihre Probleme und Schwächen haben, die nicht mal unbedingt sympathisch sind, dafür aber umso authentischer und menschlicher.

»Wichtig ist mir am Ende, eine Geschichte erzählt zu haben, die mir persönlich in meinem Leben gefehlt hat - ein bisschen mit dem Hintergedanken, dass vielleicht jemand anders genau diese Geschichte auch vermisst hat.«
Wir schreiben queer
Netzwerk queer-schreibender Autor*innen

Dabei orientiere ich mich lediglich grob an einem Plot, lasse den Protagonisten und mir genug Raum zur Entwicklung. Auch aus dem Grund, dass mir so das Schreiben mehr Spaß macht. Wenn ich alles durchplane, ist der Reiz für mich an der Geschichte weg und ich habe wenig Motivation sie zu beenden, weil sie in meinem Kopf schon abgehandelt wurde.
So vermeide ich in der Regel recht erfolgreich Schreibblockaden. Sollte ich doch einmal einer begegnen, liegt das für gewöhnlich daran, dass etwas nicht richtig funktioniert – in der Geschichte oder beim Charakter. Das bedeutet für mich, einen Schritt zurück zu machen und nochmal intensiver über alles nachzudenken oder mir eine kleine Auszeit vom Manuskript zu nehmen, um mit frischen Wind wieder ans Werk zu gehen. Irgendwann macht es Klick und der Text fließt wieder. 

Wichtig ist mir am Ende, eine Geschichte erzählt zu haben, die mir persönlich in meinem Leben gefehlt hat – ein bisschen mit dem Hintergedanken, dass vielleicht jemand anders genau diese Geschichte auch vermisst hat.

Text & Bilder © Mo Kast;
mit freundlicher Genehmigung.
Unbezahlte Werbung.