Barbara Drucker/ B.D. Winter

Ich liebe Helden! Und damit meine ich richtige Helden. Nicht die Superhelden und Abziehbildchen mit dem Tiefgang eines Floßes, sondern starke Charaktere, die über sich hinauswachsen. Die den Stier an den Hörnern packen, sich ihren Ängsten und inneren Dämonen stellen. Mir geht es um die Licht- und die Schattenseiten des Heldentums, um Größe ebenso wie um den Fluch der Einsamkeit. Um den Ehrenkodex, aber auch um das Unverständnis, mit dem die Umwelt Helden oft begegnet. Um die Schwierigkeit, mit Helden eine Beziehung zu führen. Und vor allem um das, was Helden in meinen Augen immer auszeichnet: um ihre Opferbereitschaft.

Und ich liebe Geheimnisse, zumindest in Geschichten. Geheimbünde, zwielichtige Figuren oder verborgenes Wissen, das eine Beziehung durchaus belasten kann. Zirkel, zu denen nicht jeder Zugang hat. Meine Romane warten immer mit Rätseln auf und haben Pageturnerpotenzial, gehören zu Genres, die ich auch als Leserin leidenschaftlich verschlinge: Historische Spannungsromane, Myth & Mystery, Heist-Romane (gewagte Coups) und Liebesromane mit Tiefgang. Und wer weiß, vielleicht traue ich mich ja doch einmal an einen Anwalts-, Wirtschafts-, oder Politthriller? Ich liebe es kultiviert und habe einen Hang zu Anzugträgern und Dandys, die wissen, was sie wollen. Egal ob hetero oder gay, aufs Charisma kommt’s an.

»Ich habe nun mal ein Faible für die große Szene. Und für die Wortgewalt, die mich und meine Leser in die Geschichten katapultiert, sie uns mit Haut und Haaren fühlen lässt, bis wir atemlos auf der letzten Seite wieder auftauchen.«
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Zum belletristischen Schreiben kam ich erst spät. Ich hatte zwar eine Mafia-Erzählung in der Schublade (kitschig, sage ich euch, kitschig!) und auch einen kompletten Wirtschaftsthriller, der aus gutem Grund das Licht des Buchmarktes noch nicht erblickt hat. Ich hatte mich jedoch bereits auf eine Universitätskarriere eingerichtet und darauf, über Literatur zu schreiben, statt selbst welche zu produzieren. Bis – ja, bis ein Fanfiction-Verlag mich bat, eine Winnetou-Geschichte zu einer Anthologie beizusteuern. Ich brauchte eine Viertelstunde, um zuzusagen. In der ersten Minute wusste ich, dass ich es machen will, in den restlichen vierzehn versicherte ich mir, dass ich meinen akademischen Ruf dadurch nicht aufs Spiel setze.

Und heute? Längst habe ich die Wissenschaft an den Nagel gehängt und tauche lieber tief in meine Geschichten ein. Meine Figuren sind ein Teil von mir und begleiten mich oft durch den ganzen Tag. Manchmal überraschen sie mich, aber meistens bin ich ihnen einen Schritt voraus, denn ich kenne beim Schreiben stets die letzte Szene einer Geschichte. Nicht immer weiß ich, wie sich meine Helden entscheiden werden, aber ich weiß, welche Entscheidung ansteht. Neben Helden und Geheimnissen liebe ich nämlich noch ein Drittes: Showdowns und den Drive, mit dem eine fesselnde Geschichte ihrem Ende zusteuert. Ich habe nun mal ein Faible für die große Szene :] Und für die Wortgewalt, die mich und meine Leser in die Geschichten katapultiert, sie uns mit Haut und Haaren fühlen lässt, bis wir atemlos auf der letzten Seite wieder auftauchen.

© Fotostudio Floyd

Auch wenn ich nicht schreibe, fröne ich meiner Lust an der Inszenierung. Ich liebe Kunst, jazzige Balladen und bombastische Musik. Kleidung als Ausdruck meiner Persönlichkeit. Ich dekoriere meine Wohnung und festliche Tafeln, kröne beides gelegentlich mit Ikebana. (Das ist das japanische Arrangieren von Blumen.) Oder ich ziehe mir die großen Szenen beim Lesen rein, bei Serien oder noch lieber vor der großen Leinwand. Am liebsten aber schreibe ich. Denn Schreiben ist für mich Spielen, und wer spielt nicht gerne? So schnell sich meine Geschichten auch lesen, so langsam entstehen sie, denn ich koste sie voll und ganz aus. Ich feile und genieße. Und ich hoffe, ihr genießt sie auch <3.

Text & Bilder © Barbara Drucker/ B.D. Winter;
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unter Verwendung von Motiven von CreationWarrior,
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